Das Interviewtraining ist eine feine Sache. Meistens stellt Martin die üblichen Fragen, die ein Interviewer stellen würde: „Was ist das denn eigentlich – die Piratenpartei?“ oder „ Können Sie uns erklären, worum es im Piratebay-Prozess geht?“ …die Kamera läuft…und wir kommen alle ins schwitzen und stottern und hangeln uns mühsam von Wort zu äh, Wort – wohin ist die ganze Beredsamkeit gekommen, die uns in Diskussionen auszeichnet?
Gestern ist uns etwas sehr Wichtiges aufgefallen. So wichtig, daß ich es für uns alle noch mal ausformulieren möchte (und damits mir vielleicht einfällt, falls ich mal danach gefragt werde)
Uns ist aufgefallen, daß wir durchwegs ALLE in die Defensive gehen, wenn wir nach filesharing und Urheberrechtsverletzungen gefragt werden. Die Voraussetzung, von der alle Interviewer ausgehen, ist, daß Urheberrechtsverletzungen kriminell sind. Natürlich sind sie das nach geltendem Recht!
Wir versuchen dann immer, darum herumzueiern, weil wir ja um Gotteswillen nicht kriminell sein möchten…ähmja, sowas kommt natürlich auch vor, daß sich Leute geschützte Filme herunterladen, ohne dafür zu bezahlen, aber viiiel wichtiger ist doch der freie Austausch von Daten, blabla…
Das ist eine dumme Strategie, die in die Sackgasse führt.
Die Frage ist doch: Geben wir uns mit der gegenwärtigen Gesetzeslage zufrieden? Akzeptieren wir, daß das Herunterladen von urheberrechtlich geschützten Dateien kriminell ist?
NEIN, das tun wir nicht! Wir sind PIRATEN, Leute!
Nach geltendem Recht sind immer die Leute kriminell, die gegen dieses gerade geltende Recht aufbegehren – Sophie Scholl war nach geltendem Recht eindeutig kriminell.
Wir wollen das Urheberrecht ändern, bzw größtenteils abschaffen, weil es ein pervers ausgeuferter Sumpf von Vorschriften ist, die nichts anderes zum Ziel haben, als persönliches Gewinnstreben auf der Grundlage eines noch so kleinen Gedankenblitzes unter Schutz zu stellen und – nicht genug – damit gleichzeitig andere, möglicherweise ähnliche Ideen zu behindern und zu verbieten.
Nicht Urheberrechtsverletzungen gehören verboten – das Urheberrecht gehört verboten!
Das Urheberrecht an sich ist eine – bestenfalls – kleingeistige Veranstaltung von Leuten, die ihre paar mageren Ideen eifersüchtig schützen müssen, weil ihnen vermutlich nicht mehr viel einfällt – schlimmstenfalls die Keule mächtiger Industrie-verbände, mit der sie gegen noch so kleine Gegner vorgehen, um ihre obszön hohen Gewinne zu verteidigen.
Und es richtet nichts als Schaden an!
TEILT! Teilt, soviel es geht und alles, was ihr habt und könnt! Je mehr man teilt, desto mehr erhält man zurück. Das ist eine der wichtigsten Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe und meine tiefe Überzeugung.
Laßt uns blauäugige, meinetwegen naive, vergnügliche, kriminelle Weltverbesserer sein und im Zweifelsfall das Wohl aller über unser eigenes, kleines Wohl stellen.
Die mit meistens süffisantem Lächeln zum Besten gegebene Ansicht, der Mensch sei von Natur aus unheilbar egoistisch und deshalb hätten altruistisch angelegte Gesellschaftsmodelle keine Chance, ist verkommen, latent neurotisch und bemitleidenswert.
Diesen Leuten MUSS Einhalt geboten werden – schon lange, und jetzt, wo sie schon wieder eifrig dabei sind, ihre alten, kranken Strukturen zu zementieren, besonders!
Lernt, arbeitet, seid kreativ und teilt. Das Gute siegt immer, wie wir alle wissen 😉
Und nochwat:
WIR sind die Guten!
P.S. HACH – war das nicht ein schönes Wort zum Sonntach? Das hat jetzt Spass gemacht …
Sehr schönes „Wort zum Sonntag“ –
wie schön die Welt doch sein könnte *träum*
Das zeigt ja auch ein Blick in die Welt der freien Software,
wie ich als Linuxfan mal wieder sagen möchte :-D.
Ich habe erst nach dem Umstieg auf Open Source & freie Software allmählich realisiert wie be-freiend es ist, wenn man sich
nicht gängeln lassen braucht und man immer mehr Unabhängigkeit (und technisches Know-How )
bei der Nutzung der Software erlangt.
DANKE für den Beitrag. Für mich der beste bisher auf diesem Blog!
Hoffentlich kommen noch vieeele weitere von Dir!