Der 9.11. ist in der Geschichte mehrfach zum Gedenktag geworden. Am 9.11.1918 fand eine Revolution in Berlin statt: Kaiser Wilhelm II. und der Kronprinz gaben ihren Thronverzicht bekannt. Der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann (1865 – 1939) rief die Republik aus und die Regierungsgeschäfte wurden an den SPD–Vorsitzenden Friedrich Ebert übertragen.
Am 9.11. 1989 fiel die Berliner Mauer, eher durch eine beiläufige Bemerkung über Reisefreiheit des kürzlich verstorbenen Günter Schabowski.
Das traurigste Ereignis jedoch war die Nacht des 9. auf 10. 11. 1938, die „Reichskristallnacht“, mit der das Novemberpogrom der Nazis gegen jüdische Mitbürger begann. [1] Synagogen wurden in Brand gesteckt, Friedhöfe geschändet, jüdische Gebäude zerstört , ca. 30000 Juden verhaftet und weitere 400 ermordet oder in den Suizid getrieben.
Der Landesvorsitzende der Piratenpartei, Bruno Kramm:
Im Zuge des rassistischen Terrorregimes wurde mit der verlogenen Propaganda der jüdisch marxistischen Weltverschwörung nicht nur die kulturell und intellektuell prägende Kraft unseres Kulturraumes erstickt, sondern eine komplette Bevölkerungsgruppe Europas planmäßig vertrieben und vernichtet: Das Judentum. Und auch heute sind es wieder finstere, rassistische Verschwörungstheorien, die in der Allianz von Judentum und Banken ihr globales Narrativ antisemtisch motivierter Kapitalismuskritik suchen. Es ist erbärmlich und infam die berechtigte Kritik an Kapitalismus und Neoliberalismus rassistisch zu missbrauchen und zu verdrehen. Die geistigen Brandstifter von Pegida bis AfD ähneln dabei jenen rassistischen Hasspropagandisten des deutschen Reiches. Sie schüren Vorurteile und Angst gegen jene, die gerade durch die ökologisch und ökonomische Ausbeutung des westlichen Kulturkreises jeder Chance des Überlebens in ihrer Heimat beraubt wurden. Wenn jetzt wieder Flüchtlingsheime brennen, muss uns die Erinnerung an den 9.November ermahnen: Wehret den Anfängen, nie wieder Faschismus.
Um ein besonderes Gedenken zu ermöglichen, sind im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf die Bürger aufgerufen, am Vorabend des 9. November vor den ca. 2800 Stolpersteinen Kerzen anzuzünden. [3]
Wir wollen gerade heute aufstehen und uns klar bekennen: Nie wieder Faschismus!
Wie an so vielen anderen Montagen, wird auch an diesem so geschichtsträchtigen 9. November eine „bärgida“ Demonstration und hoffentlich ebenso eine Gegenveranstaltung stattfinden.[4] Mag die große Anzahl Geflüchteter auch zu Problemen führen, es offenbart sich hier auch ein zu schwacher europäischer Zusammenhalt. PIRATEN haben das Motto: Gemeinsame Werte. Geteiltes Wissen. Offene Gesellschaft. Die Regeln und die Funktionsfähigkeit einer offenen Gesellschaft werden durch die große Anzahl von Geflüchteten auf eine große Belastungsprobe gestellt. Deshalb fordern wir Solidarität und ein gestärktes Europa. Viele PIRATEN bieten und koordinieren Unterstützung zur Bewältigung dieser neuen Aufgaben an, um die offene Gesellschaft zu schützen.
Quellen:
Bild: Bundesarchiv Bild 146-1970-041-46