Ab dem 16. Januar findet in Berlin wieder die „Internationale Grüne Woche“ statt. Sie ist die weltweit wichtigste Messe für Ernährungswirtschaft, Landwirtschaft und Gartenbau. Die deutsche Landwirtschaft steht aktuell aufgrund der in letzter Zeit bekannt gewordenen, systematischen Tierquälerei entlang der Produktionsketten fast aller tierischer Produkte unter einer beispiellosen Kritik. Davon zeigen sich die Produzenten auf ihrer Leistungsschau völlig unbeeindruckt. Entsprechend finden sich auch dieses Jahr wieder zahlreiche zivilgesellschaftliche Bündnisse zusammen, um auf diese finstere Seite der Messe mit immer über 400.000 Besuchern hinzuweisen.
Friederike Schmitz von der Aktionsgruppe „Grüne Woche demaskieren!“ sagt: „Wir wollen anlässlich der Messe mit vielfältigen Aktionen einen kritischen Diskurs über die Folgen der kapitalistischen Landwirtschaft und die immanente Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt anstoßen. Einen Schwerpunkt bildet dabei das Thema Tierhaltung: Aus Tierrechts- bzw. Tierbefreiungsperspektive wenden wir uns gegen das Gefangenhalten, Verstümmeln und Töten von Milliarden von Tieren im Rahmen der Fleisch-, Milch- und Eierindustrien – und gegen die Verharmlosung dieser Gewalt, die auf der Grünen Woche u. a. im ‚ErlebnisBauernhof‘ stattfindet.“
Simon Kowalewski, verbraucherschutzpolitischer Sprecher der Piratenfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, fügt hinzu: „Wenn Firmen wie Wiesenhof, die regelmäßig durch systematische Tierschutzverstöße auffallen, dafür vom Deutschen Tierschutzbund noch mit dem Tierschutzlabel belohnt werden, wenn tierische Inhalts- und Hilfsstoffe auf Produkten weiterhin nicht gekennzeichnet werden und die ohnehin lückenhafte Kennzeichnung genetisch veränderter Organismen als ‚Freihandelshemmnis‘ durch TTIP bald ganz abgeschafft wird, zeigt das deutlich, dass Verbraucherinteressen in Deutschland weiter den Interessen der Konzerne weichen müssen.“
Thomas Strenger, tierrechtspolitischer Beauftragter des Piraten-Landesverbands Berlin, führt aus: „Es wird propagiert, dass eine industrielle Fleischproduktion ökologisch, nachhaltig und tierfreundlich sein kann. Das Grün dieser Woche ist so verlogen wie zynisch, denn eigentlich handelt es sich um die blutrote Woche, in der das Wohl der Tiere an letzter Stelle steht. Für den grünen Anstrich ist ihnen dann auch eine Kooperation mit inkonsequenten Tier- und Umweltschutzverbänden recht, um die Verbrauchenden zu ihren immer noch Leid verursachenden Produkten zu locken.
Was wir brauchen, ist ein radikales Umdenken bei der Erzeugung unserer Lebensmittel hin zu einer Orientierung an den Ernährungsbedürfnissen der Menschen und den Lebens- und Freiheitsbedürfnissen der Tiere.“
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