Am 23. März 1983 verkündete der damalige U.S. Präsident Ronald Reagan eine neue Verteidigungsinitiative zur Raketenabwehr (Missile Defense) die „Strategic Defense Initiative“ (Strategische Verteidigungsinitiative/SDI), die schon bald den Spitznamen „StarWars“ erhielt.
Kurz gesagt sollte diese Form der Raketenabwehr luftgestützt sein und einen Schutzschild über die gesamte U.S.A. bilden; bis heute allerdings ist die Wissenschaft nicht wirklich überzeugt, dass so ein Schutzschild wirklich funktioniert, aber verschlungen hat das Projekt viele Milliarden Dollar. [1] Außerdem verstieß dieses Vorhaben gegen den ABM-Vertrag (Anti-Ballistic Missels/Abwehr gegen ballistische Flugkörper). Das Hauptanliegen des ABM-Vertrags war die Begrenzung der Entwicklung und Aufstellung von ABM-Systemen. Dies ist wichtig, weil der Besitz von ABM-Systemen den Anreiz zur Aufstellung offensiver Waffensysteme erhöht. [2]
Das Ende der Systemkonfrontation 1989 führte dazu, dass keine ernsthaften Versuche unternommen wurden, ein multilaterales Abkommen zur Begrenzung oder Abrüstung ballistischer Raketen zu schließen. 1992 hatte die Federation of American Scientists (FAS) einen entsprechenden Vertragsentwurf vorgelegt, der auch vom langjährigen US-Chefunterhändler Paul H. Nitze unterstützt wurde.
Im Jahr 2000 versprach der damalige Präsidentschaftskandidat George W. Bush die Stationierung einer neuen Form von Raketenabwehr. Im Unterschied zu SDI hätte diese Raketenabwehr nicht mehr das Gebiet der U.S.A. vor massiven Angriffen mit Atomraketen geschützt. Reagans Plan lieferte allerdings Vorarbeiten für diesen geplanten viel bescheideneren Schutzschild. Doch auch dieses Vorhaben verstieß gegen den ABM-Vertrag. [3]
Raketenabwehr in der Ukraine
Während die futuristischen Vorhaben erst einmal in den Hintergrund traten, ist im höchst realen Krieg in der Ukraine, der in seiner Materialschlacht und seinem Stellungskrieg eher an den 1. Weltkrieg erinnert, deutsche Raketentechnologie sehr gefragt.
Ein System vom Typ Iris-T-SLM der Firma Diehl, welches bereits an die Ukraine geliefert wurde (wohl aus ägyptischen Beständen, die Bundeswehr hat das System noch gar nicht im Bestand) hat sich als sehr effektiv erwiesen. Die Raketen dieses Systems sollen gegnerische Kampfflugzeuge, Raketenartillerie, Bomben und Marschflugkörper in einer Höhe von bis zu 20 Kilometern aus der Luft holen und zerstören.
Das Luftabwehrsystem besteht aus verschiedenen Komponenten: LKWs mit darauf montierten Raketenwerfern, 360° Grad Radaranlagen, Gefechtsstände bzw. Luftabwehr-Containern. Zur Bedienung werden 30-40 Soldaten benötigt. Der Vorteil des Systems liegt in seiner Mobilität, es kann rasch verlegt werden.
Es funktioniert wie folgt: Die Radaranlage sucht die Richtung eines Angriffs; Abwehrraketen werden dann gegen nahende Raketen oder Flugzeuge abgefeuert, begleitet von einem auf Infrarot eingestellten Suchkopf.
Beim Anbruch des letzten Viertels des 20. Jahrhunderts gab es eine beinahe unüberschaubare Anzahl internationaler bewaffneter Konflikte: Die Entwicklung fern geleiteter Flugkörper, deren Abschussvorrichtung sich im Kampfgebiet rasch fortbewegen ließen, und auch von Infanteristen getragen werden konnten, machte es unwahrscheinlich, dass die Luftherrschaft über dem Kampfgebiet durch bemannte Flugzeuge und die Herrschaft auf dem Schlachtfeld durch schwere Kampfpanzer entschieden wurden.
Schlussbemerkungen
Hochtechnische Waffensysteme wurden von technisch fortschrittlichen Ländern hergestellt, die sie am wenigsten benötigten, aufgrund langjähriger Stabilität der industriellen Welt bis zum Ende der Systemkonfrontation 1989/90. Diese Länder wurden so zu denjenigen, die am besten in der Lage waren, solchen Waffen herzustellen. Länder, die am ehesten Gefahr auf einen bewaffnete Konflikt mit ihren Nachbarn hatten, waren von Lieferungen der wohlhabenden Staaten der nördlichen Hemissphäre abhängig. [4]
Mit dem Krieg in der Ukraine ergibt sich eine Rückkehr zur ursprünglichen Funktion von Streitkräften: die Verteidigung des eigenen nationalen Territoriums mit Bodentruppen.
Der Glaube, nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, Krieg sei nun nicht mehr die Fortsetzung von Politik mit anderen Mitteln, hat sich als Irrtum erwiesen. Der Glaube einen solchen Krieg gegen ein Volk/einen Staat zu führen, welches nicht dafür gerüstet ist, aber auch.
[1] 1986 scheiterten Abrüstungsverhandlungen in Reykjavik/Island weil Reagan nicht bereit war, sich von dieser Form der Raketenabwehr zu verabschieden. Nachdem 1999 eine Langstreckenrakete getestet hatte, stimmte der damalige Präsident Bill Clinton einer Begrenzung der Raketenabwehr zu.
[2] Der ABM-Vertrag zwischen den U.S.A. und der damaligen Sowjetunion über die Begrenzung der ballistischen Raketenabwehrsysteme beider Seiten, bildet zusammen mit dem Interimsabkommen über die Begrenzung der strategischen Rüstung SALT I. Der ABM-Vertrag trat am 03.11.1972 in Kraft und hatte unbegrenzte Laufzeit.
[3] Im Jahr 2001 verkündete Präsident Bush dann den Rückzug vom ABM-Vertrag. Im Jahr 2002 ordnete er die Stationierung dieser Abwehrraketen in Alaska als auch in Kalifornien für das Jahr 2004 an. Am 08.04.2010 unterzeichneten der damalige Präsident Obama und Präsident Medwedew in Prag ein neues Abkommen zur Begrenzung von Offensivwaffen.
[4] Dies führte dann häufig zu sogenannten „Stellvertreterkriegen“, engl. Proxy wars. Als solcher wird ein lokaler , begrenzter Krieg bezeichnet, in die Großmächte eine direkte Beteiligung und Konfrontation vermieden, jedoch stellvertretend für sie und mit ihrer Unterstützung kriegführende Nationen die Durchsetzung ihrer Interessen fördern. (Vgl. Collins, J.M.: American and Soviet Military Trends Since the Cuban Missile Crisis, Washington D.C. s. 415)