Gemeinschaftsschule und Gymnasium
Die Abschaffung des Probejahrs im Gymnasium hat es nicht in den Koalitionsvertrag geschafft. Damit bleibt das Gymnasium unangetastet.Nach wie vor ist es davon entbunden, die Schüler_innen dort abzuholen, wo sie stehen.

Wir begrüßen das Bekenntnis zur Gemeinschaftsschule als Regelschule. Es fehlt allerdings die Möglichkeit für jede Gemeinschaftsschule, eine eigene gymnasiale Oberstufe einzurichten. Hier wird weiterhin auf Kooperationsmodelle mit den Oberstufenzentren (OSZ) gesetzt. Das verfestigt die jetzige Teilung der Schulen und führt zwangsläufig zur Herausbildung von weniger attraktiven „Resteschulen“. In einigen Bezirken könnten neue Gemeinschaftsschulen außerdem an der Blockadehaltung der CDU scheitern, die immer noch von der sozialistischen Einheitsschule spricht. Der Druck der Eltern wird also weiterhin nötig sein.

Die berufliche Bildung

Wir begrüßen die Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung. Innovativ ist die Erhöhung der Verfügbarkeit von schulischer und beruflicher Bildung bis 27. Das bedeutet, dass Schulabbrecher_innen und Geflüchtete länger im regulären Bildungssystem unterrichtet werden können, statt beim ersten Bruch in ihrer Biographie auf das Nadelöhr des Zweiten Bildungsweges angewiesen zu sein.

Medienkompetenz und digitale Bildung

Nachdem bisher Medienkompetenz und digitale Bildung vor allem der Universität vorbehalten waren, sollen sie in den nächsten fünf Jahren in den Schulen ankommen. Die Ausstattung mit „zeitgemäßer“ Hart- und Software sowie Breitbandanschlüssen und WLAN für alle Schulen steht jetzt ebenso im Koalitionsvertrag, wie die Umsetzung der Medienplattform OER und ein Bekenntnis zu open source-Software – beides haben die PIRATEN in der letzten Legislatur angeschoben.

Fazit

Im Bildungsbereich setzt die Koalition auf inhaltliche Kontinuität und eine bessere finanzielle Ausstattung. Die kann allerdings durchaus einen Unterschied im Schulalltag ausmachen, wenn sie denn wirklich und an den richtigen Stellen eingesetzt wird.

Inhaltlich ist der vorliegende Koalitionsvertrag von r2g nicht der ganz große Wurf. Einen verbesserten Personalschlüssel zum Beispiel für JüL (Jahrgangsübergreifendes Lernen) und individuelles Lernen ist nicht vorgesehen. Gemeinschaftsschulen können gegründet werden, aber ohne eigene Oberstufe, während die Gymnasien weiterhin privilegiert werden.

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