Dauerstellen
Dauerstellen in der Lehre sind wichtig, und erfreulicherweise hat sich die Koalition dafür ausgesprochen. Bei genauerem Hinsehen werden den Universitäten jedoch auch zahlreiche Zusatzaufgaben aufgebürdet, die nicht finanziert sind. So bedeutet der Aufwuchs an Lehrpersonal, wenn er denn wirklich kommt, dass gleichzeitig mehr Studierende ausgebildet werden sollen. Die dazu erforderlichen Mehrausgaben für Lehrmaterialien sowie der gestiegene Platzbedarf und damit erforderliche Ausbau der Infrastruktur hinsichtlich zu kleiner Hörsäle und Seminarräume bleibt weiterhin ungelöst. Ebenso scheint r2g keine Idee zu haben, wie mit den prekären Beschäftigungsverhältnissen im Mittelbau der Universitäten umzugehen ist. Denn die Erhöhung der Dauerstellen ist eben nur ein einmaliger Effekt.
Personalentwicklung
Die Hochschulen sollen 3,5 % mehr Zuschüsse bekommen. Jedoch werden bereits die tarifvertraglichen Erhöhungen der Personalkosten diesen Aufwuchs auffressen, daneben verursachen die genannten Zusatzaufgaben weitere Kosten. Somit bleibt in diesem knappen Rahmen kein Spielraum für spürbare Entlastungen oder gar Personalentwicklung. Dies sollte aber ein Anreiz sein, um wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Betätigungsfelder zu öffnen, mit denen sie innerhalb und außerhalb der Hochschule bessere Berufschancen haben. Dazu gehören der Ausbau von Weiterbildungsangeboten, aber auch spürbare Entlastungen, speziell von Verwaltungsaufgaben durch zum Beispiel vereinfachte Prozesse und Verbesserungen bei der digitalen Verwaltung. Denn so lange der Mittelbau sowohl Lehre als auch die organisatorischen Aufgaben der Fachgebiete stemmen muss, können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keine Weiterbildungen zu Berufsqualifikationen machen und bleiben so Anwärter auf die raren Dauerstellen im Elfenbeinturm Universität.
Familienfreundlichkeit
Wer Kinder kriegt, ist gekniffen. Diese alte Regel bleibt für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Wissenschaft bestehen. Es gibt weiterhin keinen Automatismus, dass Erziehungszeiten zu Vertragsverlängerungen führen. Außerdem sind Frauen in Spitzenpositionen deutlich unterrepräsentiert. Eine Lösung hierfür hat r2g nicht. Dabei könnte der Senat in die Hochschulverträge schreiben, dass es für Kindererziehungszeiten eine Verlängerung der Arbeitsverträge geben muss. Alternativ kann der Senat auch einfach mal eine Berufungsliste ablehnen, wenn unter den Bewerbern zwar Frauen mit hinreichender Qualifikation sind, aber trotzdem nicht auf Platz 1 der Liste stehen.
Ressortzuschnitt
Das Bildungsressort, das bisher bei Senatorin Sandra Scheeres (SPD) lag, wird in Zukunft aufgeteilt: Scheeres soll Senatorin für Bildung und Jugend bleiben. Das Wissenschaftsressort wird in das Aufgabengebiet des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) ziehen. Es ist noch nicht klar, ob dies für die Zukunft der Stadt wirklich von Vorteil sein wird. Einerseits klingt es spannend, dass der Regierende sich um die Wissenschaft kümmern wird, doch hat er dafür Zeit und Potenzial?
Fazit
Der Ansatz, die Zuschüsse für die Universitäten zu erhöhen, ist begrüßenswert. Solange es aber im Bereich der Personalentwicklung keine entscheidenden Verbesserungen gibt, die der Realität des universitären Arbeitslebens standhalten, wird es zu keiner nachhaltigen positiven Entwicklung in Berlin kommen. Auch wenn die Personalentwicklung Aufgabe der Universitäten ist, hat die Koalition versäumt, dazu klare Vorstellungen zu benennen.