Ein Gastbeitrag von Georg von Boroviczeny
Erinnern wir uns: Am 14.4.2011, gerade mal 3 Tage nach der Katastrophe in Fukushima hat der Bundestag, auf Betreiben der Kanzlerin Dr. Merkel, Koalition CDU und SPD, den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen.
Jetzt, während der Energiekrise aufgrund des Aggressionskriegs Russlands gegen die Ukraine, sollen, um fehlendes Gas zu ersetzen, AKWs und (Braun-/Stein)Kohlekraftwerke länger laufen bzw. wieder in Betrieb genommen werden und Strom liefern.
Was spricht dafür? Eher wenig, denn Kohle und Kernenergie sind für Dauerbetrieb, also Grundversorgung, geeignet und angelegt, Gaskraftwerke aber für kurzfristigen Spitzenbedarf; Kernenergie und Kohle sind also gar keine Alternative zum Gas. Zudem wird Gas oft für Fernwärme (in Berlin zu 3/4 des Energiebedarfs!) genutzt, hier können die zu (re)aktivierenden Kraftwerke nicht einfach einspringen.
Was ist zu den einzelnen Energieträgern zu sagen? Kernkraft ist tatsächlich klimaneutral, keine CO2-Emissionen, im Gegensatz zu Kohle. Dafür aber eben katastrophenanfällig und wartungsintensiv: in Frankreich, das sehr auf die AKWs zur Stromerzeugung setzt, sind ein erheblicher Teil der Kraftwerke aufgrund ihres Alters außer Betrieb, so dass das Land Strom importieren muss. Die Lagerung des radioaktiven Abfalls für Jahrtausende ist überdies noch immer nicht gelöst – eine Belastung, die wir an nachfolgende Generationen weitergeben.
Kohle erzeugt keinen radioaktiven Abfall, die Schlacke kann noch im Straßenbau Verwendung finden, dafür aber jede Menge CO2, das aktuell angesichts seiner Menge problematischste Treibhausgas.
Insgesamt stellt es sich so dar: Sollte die Bundesregierung tatsächlich überholte Technolgien wie Kohle und Kernenergie wieder ans Netz nehmen, dann sollte zunächst nachgewiesen werden, dass darüber überhaupt Gas in ausreichendem Umfang eingespart wird. Vorab muss aber in jedem Fall sichergestellt sein, dass nach einer vorher vereinbarten Laufzeitverlängerung von z.B. 3 Monaten (das wäre der April 23) die Kohle- und Kernkraftwerke wieder abgestellt werden. Dazu braucht es konkrete Maßnahmen, die Gasversorgung dauerhaft und ohne Abhängigkeiten von Russland sicherzustellen und viel schneller als bisher auf regenerative Energiequellen umzurüsten.