Was heute Nacht in Hanau passiert ist, ist eine Tragödie, die Trauer und Wut in uns auslöst.
Wir trauern um die Opfer, unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten den Angehörigen. Den Verletzten wünschen wir baldigste Genesung. Und wir fordern, dass maximaler Schutz, Hilfe und Unterstützung allen Opfern zuteil wird.
Tat und Täter zeigen, was rassistisches, fremdenfeindliches Gedankengut hervorbringt. Furchtbar, verabscheuungswürdig.
Vor allem aber müssen wir daran arbeiten, dass sich solche Ereignisse nicht wiederholen. Dazu ist eine andere Form der Aufarbeitung notwendig, als dies bisher durch Politik und Medien geschehen ist.
Es ist eine gefährliche Vereinfachung, die Täter als Einzeltäter sowie als Opfer ihrer Psyche darzustellen und ihnen, wie meist geschehen, ein Forum mit großer Berichterstattung bieten.
Vielmehr muss an den Ursachen ihrer Radikalisierung geforscht werden und diese Ergebnisse müssen Konsequenzen haben.
Was macht Menschen zu Amokläufern, Mördern oder Terroristen? Dies kann kriminelle Energie, schleichende Radikalisierung, psychische Störung oder all dieses zusammen sein. Die Radikalisierung der Täter findet dabei innerhalb eines Systems statt, das den Tätern große Aufmerksamkeit sowie Bekanntheit durch die Berichterstattung bietet.
Wir müssen verhindern, dass die Täter ein Forum finden, in denen sie sich selbst publizieren können. Wir müssen verhindern, dass falsche und radikalisierende Theorien Menschen erreichen, die labil und empfänglich für solche Fehlinformationen und schlussendlich fähig zu solchen Taten sind. Die Täter müssen vom Rechtsstaat konsequent verfolgt werden – und nicht von den Medien.
Franz-Josef Schmitt, Politischer Geschäftsführer der PIRATEN Berlin, sagt hierzu:
Wir brauchen endlich ein Verbot der intentionalen Verbreitung von Fehlinformationen, die geeignet sind, die Menschen zu spalten und zu radikalisieren. Wir brauchen ein Gebot der Menschlichkeit, das über allem steht und die Menschen dazu bringt, sich selbst an ihrer Menschlichkeit zu messen und nicht anderen Ideologien Raum zu geben.
Wir müssen uns aber auch eingestehen, dass wir die wahren Gründe und Ursachen der Radikalisierung und der neurophysiologischen Prozesse dahinter noch nicht voll verstanden haben. Hier sollte an gesellschaftlichen Zusammenhängen, an psychischen Angriffspunkten und ihrer Aktivierung noch mehr geforscht werden und eingegriffen werden, bevor es zu spät ist und wo es schon zu spät ist.
Gleichzeitig brauchen wir mehr Hilfe für die Menschen, anstatt ihnen ihre Hilflosigkeit von anderen vor Augen führen zu lassen. Insbesondere die Opfer sollten uneingeschränkte staatliche Unterstützung bekommen, um diese Krise zu überwinden.
Genau darüber würde ich auch in Zukunft gerne mehr lesen und weniger darüber, wer der Täter war.