Heute vor 144 Jahren wurde Erich Mühsam in Berlin geboren. Aufgewachsen in Lübeck und dort wegen Weitergabe interner Vorgänge an den Lübecker Volksboten – also ein früher Whistleblower – von der Schule verwiesen, kehrte er als Erwachsener hierhin zurück.

Von Anfang an bedeutete ihm Freiheit viel, wobei diese nur dann erreicht wäre, wenn sie für ausnahmslos alle gelte. Sich nicht beugen zu lassen, blieb sein Lebensmotto. Passend dazu engagierte er sich gegen Militarismus und trat für politische Verfolgte ein. Dabei stand er zwar politischen Bewegungen seiner Zeit nahe, ließ sich jedoch nicht vereinnahmen. Ein Freund der Satire, verlor er weder Humor noch seine Liebe zu den Menschen.

Das alles wissen wir aus seinen zahlreichen Gedichten, Theaterstücken und Artikeln, von denen etliche nach wie vor bekannt, wenn nicht sogar aktuell, sind.

Nach dem Ende des 1. Weltkriegs kämpfte Erich Mühsam aktiv für die Münchner Räterepublik und wurde nach ihrem Scheitern wegen „Hochverrats“ zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt. Nach fünf Jahren auf Bewährung entlassen, lebte und arbeitete er wieder in Berlin, u. a. in Charlottenburg, wo hinter dem Rathaus eine Gedenktafel an ihn erinnert.

Von den Nazis am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg ermordet, ruht Erich Mühsam auf dem Waldfriedhof Dahlem.

Welches seiner Werke Erich Mühsam unter der aktuellen politischen Situation hier gerne erwähnt gehabt hätte, wissen wir nicht. Das Zitat „Wir wollen den Frieden. Das ist die nächste schwere Aufgabe aller, die Menschliches wollen.“ wäre so aktuell wie vor rund 100 Jahren.

Nachdem aber auch er selbst in den schwierigsten Zeiten nie die Hoffnung verloren hat, wollen wir mit seinem Gedicht „Frühlingserwachen“ an Erich Mühsam erinnern und ihm für sein Werk danken:

Wieder hat sich die Natur verjüngt,
wieder sich mit frischem Stoff gedüngt,
und dem Moder wie den jungen Keimen
hat die Kunst zu malen und zu reimen.
Die Gebeine harren der Bestattung,
währenddem die Früchte der Begattung
fröhlich ins Bereich des Lebens ziehn ­
insoferne sie soweit gediehn.
Viech- und Menschern heben sich die Büsen;
in den Bäumen quillt’s und den Gemüsen.
Tief im Kern der Erde hat’s gekracht:
Ja, der Früh-, der Frühling ist erwacht.

Was denkst du?