Am 18./19.08.2012 fand die zweite Veranstaltung der Konferenzreihe #keinzelfall statt. Am wärmsten Tag des Jahres trafen sich bei 36°C am Vormittag interessierte Piraten in den Räumen der Weiberwirtschaft zum Auftakt der Konferenz gegen Rassismus, Sexismus und Diskriminierung.
Wochenlang hatte das Orgateam mit den hoch engagierten und versierten Beauftragten Lars Dickhoff, Harry Liebs, Bastian Blankenburg und Steffen Lindner daran gearbeitet, ein Programm zusammenzustellen, das dem Thema und der Brisanz die darin liegt, gerecht wird.
Und wie gut es ihnen gelungen ist!
Zahlreiche Vorträge und Workshops behandelten die Themen ’Organisierte menschenfeindliche Ideologien’ und ’Strukturelle und Alltagsdiskriminierung’ aus den unterschiedlichsten Perspektiven. Im Anschluss an die Vorträge wurde ausgiebig diskutiert. Michael Ebner sorgte dafür, dass die Vorträge live gestreamt werden konnten. Demnächst stehen sie für alle im Netz.
Höhepunkt des Samstags war der Besuch des Israelischen Botschafters Emmanuel Nashon. Unseren Beauftragten war gelungen, ihn und Albrecht Spranger für einen Vortrag zum Thema ’Antizionismus im 21. Jahrhundert’ zu gewinnen. Es war uns eine Ehre, den Botschafter begrüßen zu dürfen und auch er bekundete sein ehrliches Interesse an der Piratenpartei.
Mit Humor und großer Souveränität zeigte er in seinem Vortrag die subtilen Formen des Antisemitismus auf und machte klar, was berechtigte Kritik an der israelischen Politik im heutigen Dialog zwischen Deutschen und Israelis von unreflektiertem Antisemitismus unterscheidet. Wenn z.B. ein Deutscher betone, dass er für das Existenzrecht Israels eintrete, so antworte er ihm, dass er sich natürlich auch für das Existenzrecht Deutschlands einsetze. In der anschließenden Fragerunde kamen sowohl die Befangenheit im Umgang zwischen den Nachfahren der Täter und denen der Opfer zur Sprache, als auch der Wunsch, aufeinander zuzugehen, hin zu mehr Dialog und Zusammenarbeit. Angesichts der jüngst gegründeten Piratenpartei in Israel deutet sich eine schöne Entwicklung an.
‚Wir werden als Generation der Kinder und Kindeskinder der Täter und Opfer aufeinander zugehen und zusammenarbeiten, um über Diskriminierung und Rassismus aufzuklären und klare Kante zu zeigen. Kein Fußbreit den Nazis‘ darüber waren sich die Teilnehmer der Konferenz auf jeden Fall einig.
Im anschließenden Vortrag von Jörg Blumtritt und Elke Wittich zum Thema Querfront wurde erschreckend deutlich, wie sich rechte Kräfte in der deutschen Geschichte bis heute immer wieder mit linken, und sozialrevolutionären Kräften zu verbinden suchen, und wie schwer es oft ist, das eine von dem anderen zu unterscheiden. Ein weiteres Beispiel dafür, dass wir ohne Geschichtsbewußtsein und Wissen nur allzu leicht den Fallen einer rechten, sich sozialrevolutionär gebärdenden und am Ende menschverachtenden Politik und ihren Protagonisten aufsitzen.
In den Vorträgen und Workshops am Sonntag standen von Rassismus und Diskriminierung betroffene Fachleute vertreten durch Natasha Kelly und Yonas Endrias im Mittelpunkt. Sie berichteten von ihrem Kampf und machten deutlich, was sie von uns, den priviligierten Mitstreitern, erwarten:
Unsere Privilegien erkennen und die Verantwortung, die daraus erwächst, annehmen. Dazu gehört es auch, praxisnahe Lösungen im Kampf gegen Rechtsextremismus und Rassismus in den eigenen Reihen zu entwickeln. Aufklärung, Information und Bildung sind dabei vor allem wichtig. Wichtig ist zu wissen, dass Rassismus nicht allein ein rechtes Phänomen ist, sondern ein tief verwurzeltes gesellschaftliches. Wir alle haben damit zu tun, nur gemeinsam können wir rassistische Tendenzen erfolgreich abwehren.
Deutlich wurde auch, dass für erfolgreiche Prävention gegen gezielte Partei-Unterwanderung von rechts eines maßgeblich ist: Die Wachsamkeit von allen. Wenn wir unerfahren im Erkennen rechter Tendenzen und Strategien sind, sollten wir auf unsere Piraten, die sich speziell dieses Themas angenommen haben, hören.
Wir freuen wir uns auf die nächste Veranstaltung, in der es weiter darum gehen wird, wie wir effektiv aufklären und sensibilisieren können. Die in der Gründung befindliche SGVersteckspiel wird dazu ihre Dienste anbieten beim Erkennen von rechtsextremen Inhalten in Texten und Liquid Feedback Initiativen.
Eines wurde auf der Konferenz erneut klar: Rassistische Inhalte lassen sich erkennen. Schauen wir also genau hin. Alle miteinander. Damit solche Tendenzen in unserer Partei sofort erkannt, transparent gemacht und ausgeschlossen werden können.
Mein herzlichster Dank gilt allen Beteiligten, genannt sei hier vor allem die Orga mit Harry Liebs, Lars Dickhoff, Bastian Blankenburg, Mareike Peters, Steffen Lindner, Peter Loh, Rainer Thiem, Ulrike Pohl, Albrecht Spranger, Fabricio do Canto, Krithika V. Srinivas do Canto, Khatuna Manos, Thorsten Grünberg, Streaming hero Michael Ebner mit Assistent Erik.
Das Gründungstreffen der SGVersteckspiel wird auf dem Bundesparteitag in Bochum stattfinden.
Über diese Entwicklung freue ich mich sehr, und wünsche mir in naher Zukunft weitere solcher erfolgreichen Veranstaltungen.
Eure Vorstandsvorsitzende_12.3
Christiane Schinkel
Zweites Paar Augen und Co-Autorin: Ursula Bub-Hielscher
Klingt super. Wird es auch sowas wie schriftliche Zusammenfassungen der einzelnen Workshops geben bzw. eine Art Sammlung von Verbesserungsvorschlägen zusammengestellt, damit die Ergebnisse auch langfristig und überregional genutzt werden können?
Ja, wird es geben. Ist in Arbeit.
Sagt mal, ist euch das eigentlich überhaupt nicht peinlich? Durch die Welt zu rennen, überall von „Freiheit im Internet“ faseln und dann, wenn man ein wenig kritik an der PPartei übt gleich mit „Aussperrung der Kommentatoren“ zu reagieren? Außerdem … mal ehrlich, im Prinzip könnt ihr euch doch mit Klaus Wowereit unter die gleiche Bettdecke verkriechen und die wichtigen Themen in Politik und Wirtschaft einfach verpennen. Zum Beispiel ist grad mal eben eine S-BAHN in Berlin entgleist, während die DEUTSCHE BAHN AG ihren Gewinn durch die Ausbeutung des Subunternehmens S-BAHN Berlin GmbH. Ein Skandal, mann solls nicht für möglich halten und während für die Wirtschaftlichen Interessen der DB AG die Bürger von Berlin skrupellos in den Tod geschick werden, sitzt ihr mit eurer „Piratenschläue“ und denkt über Kaffeefahrten nach Lichtenhagen nach. Erklärt mir doch mal, was an der „Schlaftrunkenen Piratenpartei“ anders ist als an der SPD ????
Oh .. wie peinlich … keine Pirat will mal hier für seine Partei ´ne Lanze brechen. Ihr scheint ja kaum überzeugt von eurer Piraterie zu sein 🙂 . Naja … bei Schwarmintelligenz fällt mir noch was ein von Stanislav jercy lec: Aus einer Reihe Nullen macht man leicht eine Kette.