Dieser Artikel spiegelt die persönliche Meinung des Kandidaten Simon Kowalewski wieder.
Die Berliner Grundschulen, die im Gegensatz zu anderen Ländern die Schüler bis zum Alter von ca. 12 Jahren begleiten, sollen nach Rahmenplan A V 27 auch das Thema „Liebe und Sexualität“ thematisieren. Die Literaturempfehlungen der Senatsverwaltung schlagen dazu neben dem BzgA-Leitfaden „Sexualerziehung, die ankommt“ unter anderem auch ein Heft des Humanistischen Verbandes namens „Ganz normal anders – lesbisch, schwul, bi“ vor.
Das geht manchen Gruppen zu weit; so fand ich vor ein paar Tagen in meinem Briefkasten einen Flyer der BIG-Partei, in dem gegen das „Unterrichtsfach ‚Schwul'“ gewettert wurde, und gestern erreichte mich ein Wahlprüfstein der „Initiative Familienschutz“, ob ich es unterstütze, dass sexuelle Aufklärung aus der Grundschule fliegt und den Eltern überlassen wird.
Unser Wahl- und Grundsatzprogramm enthält keine direkten Aussagen zur Sexualkunde an Schulen, sehr wohl jedoch die Forderung nach gleichwertiger Anerkennung aller Lebensmodelle, in denen Menschen füreinander Verantwortung übernehmen. Das muss sich natürlich auch im schulischen Unterricht auswirken, zumal es gerade kleine Kinder verstören könnte, wenn das althergebrachte Familienbild „Ein Vater, eine Mutter, ein paar Kinder“ als erstrebenswerter Standard vermittelt wird, die Situation zuhause sich bei einem Teil der Kinder jedoch anders darstellt. Allein Erziehende, Patchwork- und Regenbogenfamilien, homosexuelle Eltern und polyamore Familien sind gesellschaftliche Realität und als solche auch nicht wegzudiskutieren.
Es stellt dann natürlich die Frage, ob es gerade deshalb nicht sinnvoll sein könnte, die Vermittlung von familiären Werten und Sexualität aus der Schule herauszunehmen und den Eltern zu überlassen. Allerdings drängen sich Nachteile dieser Ansicht geradezu auf: Wer sich in eine Erklärungsnot betreffs seines Lebensmodells gedrängt fühlt, wird dieses doch gerade gegenüber seinen eigenen Kindern sehr offensiv vertreten. Was natürlich den Grundstein für die Ausgrenzung derjenigen Kinder legt, die aus irgendwie anderen Verhältnissen stammen. Zumal viele Eltern auf das Thema Sexualität eher unsouverän reagieren und es, wenn überhaupt, nur auf peinlich berührte Fragen ihrer Kinder hin anbringen. Und sich dann wundern, wenn ihre Kinder mit 12 selber Eltern werden. Zumindest wären das meine Befürchtungen als pädagogischer Laie.
Aber was machen die Piraten, wenn sie von etwas keine Ahnung haben? Richtig, sie fragen einen Experten. Also schrieb ich Uwe Sielert, Professor für Sozialpädagogik an der Uni Kiel und Autor etlicher wissenschaftlicher Werke zum Thema „Sexualpädagogik“, sowie eines wirklich schön gemachten Aufklärungsbuches für Kinder ab 5, an. Er hat gerade eine noch nicht veröffentlichte Expertise zum Thema „Sexualerziehung in Grundschulen“ geschrieben, die er mir dankenswerterweise zur Verfügung stellte.
Die oben erwähnten Gruppen lassen den Eindruck entstehen, dass den unschuldigen Kindern von ihren Lehrkräften das Thema Sexualität geradezu aufgezwungen wird. Prof. Sielert stellt hingegen fest: „Wie zu erwarten war, interessieren sich Kinder auch nach eigener Aussage schon im Grundschulalter für sexuell relevante Themen. Wie in allen anderen Bereichen auch, sind Grundschulkinder, je nach sozialer und kultureller Herkunft und der sexuellen Kommunikation in ihrer Familie, sehr different in Bezug auf ihr Vorwissen, im sprachlichen Ausdruck, Frageverhalten und am sozialen Umgang miteinander. […] Es bestätigt sich, was in der Entwicklungspsychologie mit dem Konstrukt ‚overscripted‘ gemeint ist, das heißt, ihr ’sexuelles Weltwissen‘ übersteigt das aktuell Notwendige, um die anstehenden Entwicklungsaufgaben zu bewältigen. Das gilt für alle Themen der Sozialisation und hat auch für die sexuelle Entwicklung Vor- und Nachteile.“
Kinder haben also auch in der Grundschule schon mehr sexuelles Vorwissen und Vorerfahrungen, als sie alleine verarbeiten können. Was brauchen sie? „Kinder lernen schnell, bei welchen Themen Erwachsene annehmen, dass sie dafür eigentlich noch nicht reif sind und halten entsprechende Fragen zurück. Alles deutet darauf hin, dass eine rein defensive, auf Fragen reagierende Sexualerziehung, keine wirkliche Hilfe für sie ist. Wenn Kinder auch sexuell mit dem gesamten Weltwissen in Kontakt kommen, brauchen sie eine bildende Begleitung wie für alle anderen Themen der Enkulturation auch. Das gilt nicht nur für jene, von Erwachsenen als problematisch angesehene Sozialisationseinflüsse, sondern allein für reguläre sexuelle Vorgänge. Kindern fehlt viel zusammenhängendes Wissen in wichtigen Teilbereichen der Sexualität, das z. B. zum Verständnis von Verhütung notwendig ist. Sie schnappen vieles in ihrer direkten Umgebung auf, können sich aber nicht immer ‚einen Reim darauf machen‘. Zur Erläuterung von Zusammenhängen brauchen sie interessierte Erwachsene.“
Können Eltern, mit denen die Kinder in einem während der Entwicklung auch immer wieder schwierigen emotionalen Verhältnis stehen, diese Aufgabe erfüllen? Anscheinend sind selbst Lehrer, die grundsätzlich viel Kompetenz in pädagogischer Methodik erworben haben, zuweilen überfordert: „Auf dem Hintergrund der bisherigen Ergebnisse überrascht sowohl bei den Studierenden, als auch den in der Praxis befindlichen Lehrenden der hohe Anteil jener, die auf die direkte Frage, ob sie sich kompetent genug fühlen, Sexualerziehung mit Kindern zu erteilen, positiv, also mit ‚Ja’ antworten. Ein wenig schwingt in diesem Ergebnis auch die Tatsache mit, dass niemand von sich behaupten würde, keine Ahnung von Sexualität und den damit verbundenen Themen und Problemen zu haben. Das sich Lösen-können von den eigenen Kindheitserfahrungen und erwachsenen Deutungsmustern, das Umgehen können mit der Heterogenität der (auch) sexuellen Lebenswelten und die Didaktisierung des Wissens zur Kindersexualität ist ohne entsprechende Studienanteile jedoch noch lange nicht sichergestellt – und das wissen die Studierenden wie auch Lehrer/innen auch. So zeigt das Ergebnis der Kompetenzvermutung angesichts hypothetischer Problemsituationen in wichtigen Bereichen bei den Studierenden die ungenügende sexualpädagogische Ausbildung.“
Die Studie schließt mit Eckpunkten für die Optimierung von Sexualerziehung in Grundschulen: „Der Zugang von Kindern im Grundschulalter zum ‚Weltwissen Sexualität‘ und die in der jüngeren Vergangenheit von Eltern und Lehrenden mit Argwohn beobachtete Verinnerlichung dieser, vor allem medialen Einflüsse mit dem Ergebnis der sexuellen ‚Überskriptung‘ kindlicher Identität wird in Zukunft noch voranschreiten. Rechtliche und politische Einschränkungen der sich entwickelnden Sexualkultur werden trotz gelegentlicher Anstrengungen aus diversen politischen Lagern kaum noch erfolgreich und eine Erziehung der Abschottung und des Bewahrens ebenso wirkungslos sein. Es wächst die Notwendigkeit, das Recht von Kindern auf Freiheit vor sexueller Fremdbestimmung und einen angemessenen Kinder- und Jugendschutz durch (auch sexuelle) Bildung der Kinder aber auch der sie begleitenden Erwachsenen zu praktizieren.
Nach sexualwissenschaftlichen und entwicklungspsychologischen Erkenntnissen haben sich die sexuellen Grundlagen in Form von Skripten oder ‚lovemaps‘ schon im Kleinkindalter herausgebildet, suchen aber im Grundschulalter vermehrt nach weiterem ‚Futter‘, was durch die Selbstaussagen der Kinder und die Beobachtungen der Lehrenden deutlich untermauert wird. Die Entwicklung der Grundschulen zu Ganztagseinrichtungen, in denen die Kinder auch einen Teil ihrer Freizeit verbringen, erfordert von dem in diesen Schulen arbeitenden Personal die kompetente Begleitung der psychosexuellen Entwicklung und vor allem der intimen Kommunikation in der Schule selbst.“
Auch aus wissenschaftlicher Sicht spricht also alles dafür, die Beschäftigung mit dem Thema Sexualität in der Grundschule zu verstärken, statt sie zu beschneiden. Das setzt natürlich voraus, dass die Lehrenden auch in diesem speziellen Bereich die nötige Kompetenz erhalten, die Sexualpädagogik also in den Lehramtsstudiengängen ebenfalls eine größere Rolle spielt.
Wer die Aufklärung den pädagogisch oft weniger versierten und in ihren eigenen sexuellen Skripten lebenden Eltern überlassen will, vertritt aus Populismus eine realitätsferne Heile-Welt-Delusion und macht sich im schlimmsten Falle mitschuldig, wenn Kinder zu beziehungsunfähigen oder intoleranten Erwachsenen heranreifen, zu Opfern sexualisierter Gewalt werden oder selbst ungewollt Kinder bekommen.
Lieber Herr Kowalewski,
(http://www.facebook.com/notes/simon-kowalewski/mal-wieder-ein-wahlprüfstein-sexualkundeunterricht/1898187019204)
glauben Sie wirklich, dass vom Staat angestelltes Lehrpersonal grundsätzlich besser als die eigenen Eltern eine „sachliche, wohl abgewogene, pädagogisch richtige und nicht von Scham geprägte Vermittlung der verschiedenen Spielarten der Liebe“ leisten kann?
Und wenn Sie das schon glauben, sind Sie dann darüberhinaus auch noch der Meinung, dass der Staat diese vermeintlich „pädagogisch richtige“ Vermittlung grundsätzlich zwangsweise an den schulpflichtigen Kindern vollstrecken soll?
Sollten Sie auch die zweite Frage bejahen, folgt noch eine dritte Frage: Wie verträgt sich eine solche Haltung mit den Zielen Ihrer Partei (http://www.piratenpartei.de/unsere_ziele), die behauptet, Änderungen an den Grundrechten (Art.1 bis 19 GG) kategorisch abzulehnen, was dann ja wohl auch Artikel 6, 2 („Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht.“) betrifft?
(Das volle Zitat lautet: „Die Piratenpartei setzt sich für einen stärkeren Schutz und eine stärkere Beachtung der Grundrechte ein und will die Bürgerrechte gegenüber dem sie bedrohenden Staat bzw. dessen Einrichtungen verteidigen. Wir stehen hinter dem Grundgesetz in der grundsätzlichen Form, wie es 1949 ausgearbeitet wurde. Insbesondere lehnen wir Änderungen an den Grundrechten (Art.1 bis 19, GG) kategorisch ab, da die Vergangenheit gezeigt hat, dass diese immer nur zu einem Abbau von Bürgerrechten führen.“)
Für eine Aufklärung wären wir dankbar.
Mit besten Grüßen, Ihre interessierte Bürgerschaft
Liebe namenlose Vertreter der Bürgerschaft!
Nein, ich glaube nicht, dass vom Staat angestelltes Lehrpersonal irgend etwas grundsätzlich besser als die eigenen Eltern vermitteln kann. Deswegen fand ich den Wahlprüfstein mit einer einzigen Ja/Nein-Frage ja auch so unangemessen und habe im Wege des Blogposts ein differenzierteres Bild zu zeichnen versucht.
Es ist auch nicht klar, ob ausgebildete Lehrer in jedem Falle das Einmaleins oder die verschiedenen Sedimentschichten besser unterrichten können als bestimmte Eltern. Dennoch halte ich es für richtig, das diese Kenntnisse an den Schülern „vollstreckt“ werden, weil es eben auch Eltern gibt, die sich damit nicht auskennen, es nicht vermitteln können oder der Meinung sind, dass Rechnen oder Geologie nichts ist, was ihre Kinder zu interessieren hat.
In bestimmten Bereichen, speziell so belasteten wie der Religion oder der Sexualität, ist der Wunsch mancher Menschen, ihre Kinder vor anderen Ansichten zu „beschützen“, noch ausgeprägter. Dadurch werden dann aber Kinder ihrer Individualität beraubt und auf eine Linie gezwungen, die möglicherweise überhaupt nicht ihre ist.
Wenn Eltern sich für das, was ihre Kinder in der Schule lernen, interessieren und der Meinung sind, dass die Lehrkräfte ein falsches Bild vermitteln oder methodische Fehler machen, können sie ja jederzeit ihren Kindern eine zweite Meinung vermitteln oder vermitteln lassen. Sie können auch im Rahmen der verfassten Elternschaft Einfluss auf Lehrinhalte und -methodik nehmen.
Ziel unserer Partei ist es, Eltern mehr Mitbestimmung bei der Auswahl der Schulform und somit der Herangehensweise an die Wissensvermittlung und auch der konkreten Schule zu geben. Es ist jedoch nicht unser Ziel, dass Eltern aus ideologischen Gründen bestimmtes Wissen oder bestimmte Ansichten völlig von ihren Kindern, oft zu deren Schaden, fernhalten können. Die Schulen sollen die Pluralität der Gesellschaft aufzeigen, die Kinder aus ihrem Elternhaus vielleicht noch nicht kennen.
Dies beeinträchtigt meiner Meinung nicht das Recht und die Pflicht der Eltern zur Erziehung ihrer Kinder und folglich auch nicht die zweifellos wichtigen Bürgerrechte. Die Erziehung äußert sich meiner Meinung nach darin, dass Eltern mit ihren Kindern deren Erfahrungen aus Schule und Freizeit reflektieren und sie darin unterstützen, ihren eigenen Umgang mit der Welt, in der sie leben, zu finden. Kinder ein enge Käfige einzusperren und ihnen nur den genehmen Teil der Realität vorzusetzen ist keine Erziehung sondern ein Verbrechen.
+1
Die Eltern haben haben das Recht ihre Kinder zu erziehen, die Kinder haben das Recht auf Bildung.
Wichtig ist es also in der Grundschule sachlich über Sexualität zu bilden, den Eltern aber eine erzieherische Wertung zu überlassen.
Wie bitte?
„Auch aus wissenschaftlicher Sicht spricht also alles dafür, die Beschäftigung mit dem Thema Sexualität in der Grundschule zu verstärken, statt sie zu beschneiden.“???
Da darf man wohl mehr als skeptisch sein. Die Empirie heutzutage lässt sich scheinbar gefällig vor jeden Karren spannen.
Daher hier eine wahrhaft wissenschaftliche Gegendarstellung von Prof. Hans Schieser ( Inhaber des Lehrstuhls für Grundlagen der Erziehungswissenschaften an der DePaul University in Chicago) mit dem Titel „GRUNDSCHULKINDER INTERESSIEREN SICH NICHT FÜR ‚SEXUELLE VIELFALT‘ „:
http://www.freiewelt.net/nachricht-7953/grundschulkinder-interessieren-sich-nicht-f%FCr-%22sexuelle-vielfalt%22.html
@Herrn Kowalewski:
Sie haben meine volle Zustimmung! Kindgerechte Sexualerziehung in der Schule ist das Beste, was den Kindern passieren kann. Wenn wir darauf vertrauen, dass Lehrer/Innen in allen anderen Faechern den vorgeschriebenen Bildungsauftrag erfuellen, warum sollten Sie das ausgerechnet bei einem Thema, bei dem viele Eltern Kommunikationsprobleme haben, nicht leisten koennen?
Fuer eine freie, selbstbestimmte Welt, in der alle Kinder (und nicht nur die von sexuell liberalen Eltern) frei von sexuellen Vorurteilen und religioesen Fanatismen aufwachsen koennen!
@kaleb: Es ist schlicht falsch, ein Interview (=journalistischer Artikel) mit einem ehemaligen Wissenschaftler (Prof. Schieser ist emeritiert) als wissenschaftliche Gegendarstellung zu bezeichnen. Im Gegensatz zu einem wissenschaftlichen Aufsatz mit Belegen (Quellen) und der Einordnung der Forschungsergebnisse in den wissenschaftlichen Kontext tut Prof. Schieser im verlinkten Interview nur seine persoenliche Meinung kund (er verweist auf eine einzige andere „Wissenschaftlerin“, s.u.).
Ausserdem scheint er sich im letzten Jahrtausend mit dem Thema Sexualerziehung beschaeftigt zu haben, da allein die Aussage „[…] „ich gehöre meiner Mama und meinem Papa“ […]“ (Zitat aus *) eindeutig zeigt, dass fuer ihn alternative Lebensmodelle mit zwei Muettern, zwei Vaetern, oder auch 2 Elternpaaren (beide Eltern haben einen neuen Partner und teilen trotzdem das Sorgerecht), etc. ueberhaupt nicht existieren. Ich kann aus persoenlicher Erfahrung mit Kindern im KINDERGARTENALTER versichern, dass diese sehr wohl zu Hause fragen, warum ihr Kindergartenkumpel 2 Mamas hat, genauso wie sie bemerken, dass Papa einen Penis hat, Mama aber nicht – vorausgesetzt, dass Nacktheit kein Tabu ist.
Des weiteren gehoert es fuer Herrn Prof. Schieser scheinbar auch nicht zur Identitaetsfindung, dass diese Identitaet vielleicht nicht mit der Norm (=Mehrheit) oder dem in der Familie (Kirche?) vorgelebten uebereinstimmt und entsprechend einem alternativen Lebensmodell und nicht dem von Vater, Mutter, Kind entspricht.
Ansonsten scheint Prof. Schieser auch was die „Kleiderordnung“ bestimmter Berufsgruppen angeht sehr veraltete Vorstellungen zu haben: „Wenn z.B. die Priester sich an die vorgeschriebene „Kleiderordnung“ („der Priester sollte immer priesterliche Kleidung tragen…“) halten würden, wäre mancher Mißbrauch gar nicht möglich! “ (Zitat aus *, weitere erwaehnte Berufsgruppen sind Lehrer/Innen, Kindergaertner/Innen, Aerzte/Innen).
Das scheint mir doch eher naiv (um es mal freundlich auszudruecken) oder wie erklaeren Sie sich die vielen Missbrauchsfaelle in der katholischen Kirche? Sind die nur passiert, wenn die Priester nicht die priesterliche Kleidung getragen haben?
Und wenn Sie so begeistert von Prof. Schieser sind („Was sexuellen Mißbrauch betrifft, haben die „altmodischen“ Verhaltensregeln der Kirche wie „Keuschheit“ oder „anständige Kleidung“ wesentlich mehr dazu beigetragen, daß diese heute grassierenden Mißbräuche eher selten waren.“; Zitat aus *), dann stimmen Sie bestimmt auch dem kanadischen Polizisten zu, der in einem Seminar den Studentinnen verkuendete, dass Frauen sich besser nicht „wie Nutten“ kleiden sollten, um nicht vergewaltigt zu werden. Dann empfehle ich Ihnen, sich doch mal ausfuehrlich mit den Themen „sexuelle Selbstbestimmung“ bzw. „Opfer sind niemals Taeter“ auseinanderzusetzen.
Schliesslich kann man schon nach kurzer Rescherche ueber die von Prof. Schieser mehrfach erwaehnte Christa Meves herausfinden, welche Ansichten diese Dame vertritt, z.B. mit Bezug auf das Buch „Sexualerziehung“ (Kentler, 1970): Die Anweisungen von Herrn Kentler zur Geschlechtserziehung seien teuflischen Strategien zur Verderbnis des Menschen vergleichbar. (Meves, ‚Manipulierte Masslosigkeit‘, 1997). Weitere Titel von Frau Meves sind z.B. „Elemente einer christlichen Erziehung“ oder „Wir brauchen Weihnachten!“. Das erscheint mir – zumindest ohne weitere ausfuehrliche Pruefung – doch eher in den Bereich der Theologie als den der Sexualerziehung zu fallen. Entsprechend sind dann auch die Aussagen eines Prof. Schieser zu werten, als seine persoenliche (religiose?) Meinung, aber eben ganz bestimmt nicht als „wahrhaft wissenschaftlich Gegendarstellung“ (Zitat Kommentar von kaleb) zu der von Herrn Kowalewski zitierten Expertise.
Fuer vernuenftige wissenschaftliche Praxis und gegen die Verquickung persoenlicher, besonders religioser, Ansichten mit wissenschaftlichen Themen. Die Kirche ist ganz bestimmt nicht der Massstab wissenschaftlicher Praxis!
* das von kaleb verlinkte Interview: http://www.freiewelt.net/nachricht-7953/grundschulkinder-interessieren-sich-nicht-f%FCr-%22sexuelle-vielfalt%22.html