Wir Daheimgebliebenen warten ja schon sehnsüchtig auf Berichte über den Bundesparteitag! Die sonst so vollgestopfte mailing-liste gähnt vor Leere; es kommt einem vor, als wären alle Berliner Piraten nach Hamburg gefahren – bis auf die paar Unentwegten, die sich am Samstag in Potsdam die Schuhsohlen abliefen, um Unterschriften zu sammeln.
Der Kontrast ist heftig: Auf der einen Seite die Stimmung in Potsdam – jetzt kann ich ganz gut nachvollziehen, warum die Brandenburger es so schwer haben, ihre Unterschriften zusammenzukriegen. Mit Potsdamern kommt man schwer ins Gespräch. Die allermeisten Leute, die man anspricht, schütteln nur unwillig den Kopf und gehen weiter. Kaum einer hat auch nur andeutungsweise von der Piratenpartei gehört. Überwachungsstaat? Datenschutz? Internetzensur? Alles dummes Zeug! Ich hatte zwar ein paar wirklich nette Gespräche mit Leuten, aber das waren tatsächlich alles Berliner… Ein Unentschlossener versprach mir sogar mit Handschlag, die Piratenpartei zu wählen – nach einem mindestens zehnminütigem Gespräch – ein hartes Brot, die reale Welt!
Fazit: sieben Unterschriften in fünf Stunden – die Fußgängerzone lohnt sich nicht wirklich! Sich in Potsdam vor die dummerweise sehr verstreuten Universitätseinrichtungen zu stellen, scheint mehr Aussicht auf Erfolg zu haben.
Auf der anderen Seite: Im Internet ist die Piratenpartei so präsent wie nie zuvor! Der Bundesparteitag letztes Jahr – hat sich auch nur eine einzige Zeitung dafür interessiert? Dieses Jahr schreiben mindestens 25 Online-Zeitungen darüber und geben sich sogar einigermaßen Mühe, ein paar Inhalte zu erwähnen. Und ginge es nach den Telepolis-Lesern , könnten wir die Republik unangefochten allein regieren – was ich mir eben ein paar vergnügliche Minuten ausgemalt habe…
Aber Brandenburg holt einen dann wieder unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück. Oder die Nachrichtenauswahl in gulli:news, die diese Woche absolut deprimierend war. Stichworte: „Raubkopierer erhält Bewährungsstrafe“ (aber was für eine!), „Bundestag erlaubt Zugriff auf deutsche Polizeidaten„, „Die Gema für das zitierte Wort?“ – um nur drei zu nennen. Ich finde das alles so beängstigend, daß ich wirklich froh bin, daß wir so schnell soviele mehr werden. Jeder Einzelne von Euch ist ein Gewinn, Leute, weil jeder Einzelne wie ein Kieselstein ist, der kleine Wellen schlägt, und langsam aber sicher werden wir zu einer sehr großen Welle. Hoffe ich.
Und die Welle bringt mich zu dem toten Fisch, der uns auf der Mitgliederversammlung überreicht wurde – von der Bergpartei, die man ja eigentlich als Schwesterpartei titulieren könnte.
HA! Typisch Schwester: entert sozusagen frech die Mitgliederversammlung, um uns kaltblütig einen Kaltblüter als Fehdehandschuh vor die Füsse zu werfen – sie hätten gehört, so die Rede des unverfrorenen Anführers, die Piratenpartei gedächte, sich auf der Seite der bisher unterlegenen Kreuzberger dem Kampf um die Vorherrschaft im Bezirk Kreuzberg/Friedrichshain zu stellen – und zwar bei der nächsten Wasserschlacht, die am 6. September stattfinden werde. Daher würden sie uns vorsorglich schon einmal darauf aufmerksam machen, wo wir, die Berliner Piraten nämlich, landen würden, wenn wir uns tatsächlich in die Schlacht begäben: bei den Fischen unter der Brücke.
Diese unerhörte Herausforderung wird nicht ohne schlagkräftige Antwort bleiben: PIRATEN! Wir werden sie auf der Brücke in die Knie zwingen und nach Friedrichshain zurücktreiben! Und wenn sie dann um Gnade winseln –
naja, dann stellen wir ihnen großmütig Koalitionsverhandlungen in Aussicht, wenn sie es schaffen, Seite an Seite mit uns die Parlamente zu erobern…
Wir sind ja nicht so… Wir können es uns sogar leisten, daß ein paar vereinzelte Friedrichshainer Piraten, deren Herz für Friedrichshain schlägt und die deshalb in Gewissenskonflikte kommen könnten, sich an der Seite der Herausforderer dem matschigen Kampf stellen…
Das ficht uns nicht an! Ihr werdet dieses Jahr erstmalig vernichtend geschlagen – das kann ich euch aber singen! (Und beginne gleich mit der Aktivierung Neuköllner Hilfstruppen)
Das wäre ja noch schöner.
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und ich dacht schon ihr wollt vom Wasser aus den beiden Parteien auf der Brücke eine ordentliche Breitseite verpassen 😉 Oder wenigstens mit schöner CC Musik die ganze Veranstaltung beschallen…
pberg ost holt den sieg!!!einseinself!
Wieder mal sehr interessant und amüsant zu lesen, du triffst Westerwelles Nagel
mal wieder voll auf den kopf 😉
Sven